Pressemitteilung der ASG Bayern
Angesichts der Selbstmordanschläge und Amokläufe durch psychisch kranke Menschen mit Migrationshintergrund bzw. Asylbewerber sind nicht schärfere Asylgesetze notwendig sondern verbesserte Therapieangebote
Im Hinblick auf die dramatische medizinische und speziell psychiatrische Unterversorgung von Flüchtlingen haben vor allem aus EU-Fördertöpfen finanzierte Projekte (kofinanziert, aus kommunalen und / oder / Landesmitteln wesentliche Fortschritte ermöglicht.
Die ASG Bayern hält dennoch folgende Maßnahmen zur weiteren Innovation und zur Verstetigung der Grundversorgung für Migrantinnen und Migranten für dringend erforderlich:
Viele Völker haben ein sehr unterschiedliches, von ihrer jeweiligen Kultur geprägtes Verständnis von der Entstehung, dem Verlauf und der Heilung einer Krankheit. Gerade auf dem Gebiet der psychischen Störungen sind die Unterschiede groß. Häufig kann man sich nicht einmal darüber einig werden, wann es sich um eine Erkrankung handelt: In einigen Kulturen wird eine Veränderung als krank angesehen, die in anderen als normal erachtet wird. Sogar innerhalb derselben Kultur ist eine Einigung nicht immer möglich. So ist durchaus zweifelhaft, ob man allgemein gültige Definitionen von bestimmten Krankheitsbildern, speziell bei psychischen Störungen, überhaupt formulieren kann. Abhängig ist dies immer vom entsprechenden Krankheitsverständnis, welches beispielsweise eher westlich rational geprägt sein kann, basierend auf der Zweiteilung Körper- Seele, oder der östlichen Mentalität entsprechend eher ganzheitlich geprägt, oder basierend auf den magischen Vorstellungen vieler Völker, die Götter und Geister für das Verständnis von Krankheiten heranziehen.
Es ist daher immer problematisch, wenn Behandlerinnen und Behandler und Patientinnen und Patienten aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen, wenn also zum Beispiel ein deutscher Arzt einen türkischen Patienten behandelt. Türkische Patientinnen und Patienten suchen häufig parallel einen Hodscha auf, vielleicht wegen der Tatsache, dass ausländische Nervenärztinnen und -ärzte in Deutschland sehr selten sind oder die Erwartungen türkischer Patientinnen und Patienten sich mit denen deutscher Ärztinnen und Ärzte sich z.T. nicht decken: Ärztinnen und Ärzte erwarten eine differenzierte Beschreibung der Beschwerden, während türkische Patientinnen und Patienten ein aktiveres Vorgehen des/der in ihrem Kulturkreis hoch angesehenen Ärztin oder des Arztes erwarten.
Dr. Armin Rüger
Landesvorsitzender
Paul Vath
stellv. Landesvorsitzender